TOPINAMBUR - die feine Knolle

HELIANTHUS TUBEROSUS

Helianthus tuberosus. Quelle: pierinodelvo.com 


Topinambur Knollen entdeckte ich vor vielen Jahren in einem französischen Kochbuch mit dem Titel "Les Légumes oubliés" - "Wiederentdeckte Gemüse". Eine alte Gemüsesorte, die zum Kochen verwendet werden kann, ähnlich wie Kartoffeln, nur, dass sie viel zarter ist und einen nussigen, artischockenähnlichen Geschmack hat. Eine alte "Indianerpflanze" mit sonnenblumenähnlichen Blüten, die noch vor der Kartoffel ihren Weg nach Mitteleuropa fand und im 17. Jahrhundert am französischen Königshof als Delikatesse gereicht wurde. In diesem alten Kochbuch wurde sie roh verwendet als Helianthus-Salat mit Haselnüssen oder als Topinambur-Salat mit Zitrone. 

Diese Pflanze interessierte mich und ich wollte sie im Garten haben! Die erste Wurzelknolle bekam ihren Platz neben dem Kompost, da die Pflanze viele Nährstoffe braucht, so las ich in einschlägigen Gartenbüchern. 

Mittlerweile ist der Kompost verschwunden - und ein Teil meines Gartens auch....

Die wunderschöne stattliche Pflanze mit ihren gelben strahlenförmigen Blüten hat sich rasant ausgebreitet! Die Pflanze wird bis zu drei Meter hoch und kann ganz schön lästig werden. Versucht man sie auszugraben, treibt jedes noch so kleine Wurzelstückchen wieder aus. Sie hat eine enorme Wuchskraft und wuchert wild. So schön sie ist und so lecker, so ist der Topinambur doch eigentlich ein Neophyt, ein Neuankömmling, dem die natürliche Konkurrenz anderer Pflanzen oder Fressfeinde hier in Mitteleuropa fehlen. Ihm gefällt das Klima und die Knollenpflanze fühlt sich hier pudelwohl. Glücklicherweise haben Wühlmäuse und Wildschweine ihre leckeren Wurzeln als Nahrung entdeckt. Doch wer will schon Wühlmäuse und Wildschweine in seinem Garten haben?

Die sonnenblumenähnlichen gelben Blüten und sein lateinischer Name Helianthus deuten schon 
Topinambur. Quelle: wikipedia
darauf hin - der Topinambur gehört zu den Sonnenblumengewächsen. Ein Vertreter der großen Familie der Korbblütler (Asteraceae oder Compositae), zu der neben der Sonnenblume auch so schöne Blumen wie die Margeriten und die Chrysanthemen gehören. Auch Heilpflanzen wie die Kamille, der Alant, die Ringelblume und der Löwenzahn sowie Gemüsepflanzen wie der Kopfsalat, die Artischocke und deren Wildformen, die Zichorie und die Wegwarte gehören zur Familie und auch stachlige Vertreter wie die Disteln.



GESCHICHTLICHES

Überlebende einer Hungersnot unter französischen Auswanderern in Kanada/Nordamerika schickten um das Jahr 1610 einige der unbekannten Knollen, die ihnen das Leben gerettet hatten, nach Europa. Auf den Märkten in Paris wurden sie angeboten und wurde wegen ihrer unglaublichen Fruchtbarkeit und ihrem artischockenähnlichen Geschmack zur Sensation. Am französischen Königshof wurde sie als Delikatesse gereicht. Von einem zu diesem Zeitpunkt gerade zur Schau gestellten brasilianischen Indianerstamm, den Topinambu-Indianer, erhielt sie dann zufälligerweise ihren Namen: Topinambour. Obwohl die Knolle ursprünglich aus Kanada stammte und die Indianer aus Brasilien.

In Italien benannten päpstliche Gärtner die neue Pflanze ‚girasole articiocco‘ (Sonnenblumen-Artischocke). Aus ‚girasole‘ entstand im englischen Sprachraum die Bezeichnung ‚jerusalem artichokes‘, so heißt es.

Als später die Kartoffel aus Nordamerika eingeführt wurde, sank der Ruhm der Knolle. Die enorme Ausbreitungskraft des Topinambur wurde ihm gleichzeitig zum Verhängnis. Er breitete sich auf den Feldern so stark aus, dass jede Fruchtfolge unmöglich wurde und schließlich hungrige Schweine auf die Felder zur „Unkrautvernichtung“ geschickt wurden. Er degradierte zum Viehfutter. Zur Arme-Leute-Knolle.

Erst in den letzten Jahren hat die Knolle mit dem feinen süßen Geschmack wieder Einzug in die genussvolle Gemüse-Küche gefunden. Mitte der 90er Jahre pflanzten ihn Bio-Bauern erneut bei uns an. Nicht nur bei Vegetariern ist sie sehr beliebt, auch Diabetiker greifen gerne zur zuckerfreien Knolle (Stichwort: Inulin). Doch nicht nur der gesundheitliche Aspekt ist interessant, es ist vor allem ihr feines Aroma.


Topinambur Knollen und Wurzelpetersilie. Foto: © wiesengenuss


BOTANISCHES

Stichwort ‚Jerusalem-Artischocke‘. Wie die echte Artischocke gehört der Topinambur zu den Korbblütlern und ist wie sie und weitere Vertreter der Pflanzenfamilie (Alant, Zichorie, Löwenzahn) für ihren Inulingehalt bekannt.

Inhaltsstoffe: Inulin, auch Alantsstärke genannt, ist ein Mehrfachzucker, eine Fruchtzuckerverbindung, die für Diabetiker geeignet ist. Nicht zu verwechseln mit dem Enzym Insulin! Doch ebenso wie das Insulin, senkt das Inulin hohe Blutzuckerwerte. Die Knolle enthält außerdem noch Betain, Cholin und Saponine, die als hemmend gegen Krebs angesehen werden. Dazu noch eine Reihe von Vitaminen aus dem B-Komplex wie Niacin, Carotin zum Aufbau des Vitamin A sowie Mineralstoffe wie Kieselsäure und Spurenelemente wie Kalium, Eisen, Magnesium, Phosphor sowie Calcium. Und ganz wichtig, neben ihrem hohen Stärkeanteil verfügt sie auch über einiges an Ballaststoffen. Zum Weiterlesen…

Vorkommen: Die Heimat des Topinambur ist Nord- und Mittelamerika, ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet wird in Mexiko vermutet. Heute ist die Art im zentralen und östlichen Nordamerika sowie in Mittelamerika verbreitet und gilt als Kulturpflanze der Indianer aus vorkolumbianischer Zeit.

Ernte: Geerntet werden die Topinambur Knollen von November bis April, ähnlich wie bei der Kartoffel. Sie ist also ein typisches Wintergemüse. Die Knolle verträgt auch Kälte. Wegen seiner dünnen Schale sollte er nicht zu lange gelagert werden. Will man sie länger aufbewahren, dann empfiehlt es sich, sie in Sand einzugraben. Keinesfalls in Plastikbeuteln aufbewahren.

Verwendung in der Küche: Die rohen Knollen unter fließendem Wasser abbürsten und die Haut dünn abschaben. Roh und dünn geschnitten oder gehobelt, haben sie einen leicht nussigen Geschmack. Gekocht erinnern sie an Artischocken oder Schwarzwurzeln. Sie können für alle Gerichte eingesetzt werden, für die normalerweise Kartoffeln verwendet werden. Roh eignen sie sich auch für Salate oder sogar Desserts.


und noch ein kleines Schnäpschen...

Über das Elsass gelangte der Topinambur nach Südwestdeutschland, insbesondere Baden. Er wurde vor allem dort gerne angebaut, wo die Kartoffel dem Käferfrass erlag. Zum Weiterlesen…

Dort in Baden wird der Topinambur auch als Erdapfel bezeichnet. Weitere Namen sind Erdbirne (in Südbaden auch Ross-Erdäpfel, weil sie an Pferde verfüttert wurden). Weitere Bezeichnungen sind Borbel, Erdartischocke, Erdschocke, Erdsonnenblume, Erdtrüffel, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle, Kleine Sonnenblume, Knollensonnenblume, Rosskartoffel, Schnapskartoffel, Süßkartoffel und Zuckerkartoffel. Als Erdbirne oder Erdapfel wird im Rheinland, in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz auch die Kartoffel bezeichnet. Quelle: Wikipedia

Der Topinambur-Schnaps gilt als typisch badisches Getränk



QUELLEN

Kommentare

  1. Huhu! Magst Du bei meiner Samentausch-Aktion mitmachen? Würde mich sehr freuen! https://pingaga.wordpress.com/2015/09/06/pflanzensamenkreiselei-2015/

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